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TAIWAN: FORMOSA, DIE „SCHöNE INSEL“

VON MAG. CHRISTIAN STöGER

 
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Teelandschaft Alishan (C) Ryusuke Komori - stock.adobe.com  Ostkueste Taiwans, Hualien (C) stock.adobe.com  Sesam-Bauer (C) background photo - stock.adobe  Tainan (C) Richie Chan - stock.adobe.com Taipei (C) stock.adobe.com  Taroko-Schlucht (C) Ryszard Stelmachowic - stock.adobe
 

Es waren die Portugiesen, die im Jahr 1544 auf dem Weg nach Japan die Insel Taiwan passierten – und sie „Ilha Formosa“, die „schöne Insel“ nannten. Ein Name,  der bis ins 20. Jahrhundert im englischen Sprachraum geläufig blieb. 1949 kam die chinesische Kuomintang-Regierung unter Chiang Kai-shek auf der Flucht vor Maos Rotarmisten nach Taiwan – und proklamierte hier die „Republik China“. Bis heute ein politischer Zankapfel für die „Volksrepublik China“ auf dem Festland, die Taiwan als abtrünnige Provinz und nicht als eigenständigen Staat betrachtet. Heute ist Taiwan eine Insel zwischen Moderne und Tradition, geprägt von spektakulärer Natur, pulsierenden Städten und einer der freundlichsten Bevölkerungen Asiens. 


Wer nach einem einzigartigen Reiseziel sucht, das Kultur, Kulinarik und Outdoor-Erlebnisse perfekt vereint, sollte jetzt Taiwan auf die Liste setzen. Warum gerade jetzt? Zum einen ist Taiwan politisch stabil, trotz der jahrzehntelangen Drohungen von Festlandchina. Zum anderen ist die Kriminalität niedrig, die medizinische Versorgung ausgezeichnet, und das öffentliche Leben gut organisiert. Und während Länder wie Japan, Thailand oder Vietnam vom Massentourismus überlaufen sind, hat Taiwan seine authentische Atmosphäre behalten. Wer echte Kultur erleben will, trifft hier noch auf ein ursprüngliches Asien, ohne lange Schlangen und überfüllte Sehenswürdigkeiten.


Die Hauptstadt Taipeh, das kulturelle Herz der Insel mit rund 2,5 Millionen Einwohnern (Stand 2023), empfängt die Besucher als Stadt der Kontraste. Hier treffen buddhistische Tempel wie der Haupttempel Longshan auf moderne Wolkenkratzer wie das Taipei World Financial Center oder Taipei 101, mit 508 Metern Höhe von 2004 bis 2007 das höchste Gebäude der Welt. Vom Observatorium im 101. Stock hat man einen wirklich atemberaubenden Blick über die Stadt.
Sie mögen Bubble Tea? Oder Pfeffer-Schweinefleischpastete? Dann sind Sie auf einem der zahlreichen Nachtmärkte wie z.B. in Shilin (leider auch ziemlich überlaufen) oder Raohe (mit der grünen U-Bahn leicht zu erreichen) genau richtig. Hier kann man in das geschäftige, duftende und oft auch enge Treiben eintauchen und etwa auch den sogenannten Stinky Tofu oder den süßen Ananas-Kuchen ausprobieren.


Aber auch Kulturfreunde kommen ganz auf ihre Rechnung, vor allem im Nationalen Palastmuseum, das eine der bedeutendsten Sammlungen chinesischer Kunst weltweit beherbergt. Fast 700.000 Kulturgüter aus dem alten China der Song-, Yuan, Ming- und Qing-Dynastien sind hier zu sehen, darunter der berühmte Jade-Kohl oder der täuschend echt wirkende Fleisch-Stein sowie zahlreiche Zeichnungen und Kalligrafien. 


Abseits der Hauptstadt locken unberührte Wälder, hohe Berge und stille Seen in der Landesmitte den Besucher. Wie etwa beim Sonne-Mond-See, Taiwans größter Binnensee. Er liegt inmitten grüner Hügel und vereint natürliche Schönheit mit kultureller Tiefe – etwa im Wenwu-Tempel oder bei Festivals der indigenen Thao-Kultur. Hier kann man Boot fahren, Radtouren machen oder einfach nur entspannen.


Eine Zugfahrt mit der historischen Alishan Forest Railway bringt die Besucher am frühen Morgen in die Alishan-Berge, bekannt für ihre märchenhaften Wälder und Teeplantagen. Am Aussichtspunkt Zhu Shan in 2.500 Metern Seehöhe kann man mit etwas Glück einen ganz speziellen Sonnenaufgang erleben: wenn sich das Licht über das „Meer aus Wolken“ schiebt, fühlt man sich wie im Himmel. 


Und apropos Naturwunder: eines aus Marmor ist der Taroko-Canyon im Osten von Taiwan. Tief eingeschnittene Schluchten mit schroffen Wänden aus Marmor, türkisfarbene Flüsse und atemberaubende Wanderwege durch dichten Dschungel, buddhistische Tempel sowie das großartige Palasthotel erwarten die Besucher hier.


Nicht vergessen darf man in Taiwan auf den Besuch eines der vielen Köster, wobei jenes in der Nähe von Kaohsiung besonders erwähnenswert ist, denn in der gewaltigen Anlage des Fokuangshan-Klosters kann man den Mönchen nicht nur bei ihrer täglichen Gebets- und Meditationsroutine zusehen, sondern auch Hue Shou, ein seit vielen Jahren hier lebender Mönch aus Österreich, erläutert das Klosterleben interessant und humorvoll.
In die Zeit vor der chinesischen Invasion durch Chiang Kai-shek und seine KMT führt ein Besuch der Stadt Tainan. Dies ist die älteste Stadt des Landes und die Wiege Taiwans. Hier sieht man die Reste des Anping-Forts und die Rekonstruktion des Forts Zeelandia, einer Festung, die die niederländische Ostindien Handelskompanie von 1624-1634 errichtet hat. Die Holländer waren auf dem Rückzug von den chinesischen Pescadores-Inseln 1622 mit dem Schiff „Zeelandia“ hier gelandet und haben einen neuen Handels- und Militärstützpunkt errichtet – bevor sie 1662 von den Chinesen wieder vertrieben wurden. Nicht verpassen sollte man in Tainan auch die legendären Straßenküchen, besonders die „Danzai-Nudeln“ und „Coffin Bread“.


Wenn man in der Zeit noch weiter zurückreisen möchte, dann ist ein Besuch im Dorf der Bunun, einer der 16 anerkannten Minderheiten Taiwans, Pflicht. Ihr Name bedeutet einfach „Mensch“. Etwa 70.000 leben noch heute, und zwar beiderseits des Taiwanischen Zentralgebirges in einer Höhe von etwa 1000 bis 2300 Metern. Damit zählen die Wohnorte der Bunun zu den höchstgelegenen unter jenen der indigenen Völker Taiwans, beeindruckend ist auch die atemberaubende Bergwelt und die Aufführung traditioneller Tänze. Aufgrund ihrer Anpassung an das Leben im Hochgebirge wird ihnen eine hohe Mobilität nachgesagt und sie werden auch als typische Bergbewohner angesehen. Weltbekannt sind sie durch ihren Gesang „Pasibutbut“, einem Festlied zur Aussaatzeit, das die Stimmen der Natur und des Wassers imitiert.


Ganz im Süden der Insel begeistert der Kenting Nationalpark durch seine tropischen Wälder und die wunderschöne Küste mit dem bizarren Katzennasen-Felsen, und ganz im Norden kann man die durch Erosion kunstvoll geformten Felsskulpturen im Yehliu-Geopark bestaunen. Die Dörfer Jiufen und Shifen laden mit ihren engen Gassen direkt am Meer zum Bummeln und Fischessen ein. 


Aber Taiwan ist auch das Zentrum der globalen Halbleiterindustrie und beherbergt mit der Firma TMSC den weltweit größten Chip-Hersteller. Davon kann man sich im Hsinshu Science Park und im dort beheimateten TSMC-Museum of Innovation selbst ein Bild machen. Das Unternehmen ist der weltweit größte Auftragsfertiger von Halbleitern und beliefert wichtige Technologiekonzerne wie Apple, Nvidia und AMD. Und weil Taiwan nicht nur für die Produktion von über 60% der weltweit benötigten Chips verantwortlich ist, sondern auch für einen Großteil der fortschrittlichsten Halbleitertechnologien, wäre ein militärischer Konflikt mit Festlandchina für die globale Wirtschaft, aber auch für China selbst, katastrophal. Und so könnte Taiwans Halbleiterindustrie auch so etwas wie die Lebensversicherung der Insel sein.


Fazit: Taiwan ist auf jeden Fall eine Reise wert, denn die Insel bietet ein einzigartiges Erlebnis für alle Sinne – von der ersten Verkostung auf einem Nachtmarkt bis zum meditativen Moment in einem Bergtempel. Es ist ein Land voller Kontraste, das auf engem Raum spektakuläre Natur, tiefe Kultur und moderne Urbanität vereint. Entdecken Sie Taiwan, bevor es kein Geheimtipp mehr ist.

 
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