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ROMA, DIE EWIGE

VON DR. RAFAEL PREHSLER

 
Starte Diaschau
Die Ewige Stadt (C) stock.adobe.com Via Appia Antica (C) stock.adaobe.com Spanische Treppe (C) stock.adobe.com Trastevere (C) stock.adobe.com Engelsbruecke und Engelsburg (C) Foto Julius Santa Maria Maggiore (C) stock.adobe.com Piazza Navona (C) Foto Julius Forum Romanum (C) stock.adobe.com
 

Aus der Vogelschau ist Rom einfach traumhaft. Orte für herrliche Ausblicke gibt es viele, man hat die Wahl. Vorbei an Bramantes Architekturjuwel Tempietto und dem monumentalen Schaubrunnen der Acqua Paola führt der Weg hinauf zum Belvedere auf dem Gianicolo. Alternativ lässt sich der Pincio erobern, der oberhalb der Piazza del Popolo beginnt. Ist die Terrazza del Pincio noch recht überlaufen, wird es nur wenige Meter weiter, zwischen der beliebten Hochzeitslocation Casina Valadier und der Villa Medici, besinnlicher. Unter schattenspendenden Pinienschirmen und raschelndem Blattwerk kommt man zur Ruhe, blickt - über unzählige Kirchenkuppeln und verträumte Dachgärten hinweg - vom strahlend weißen Nationaldenkmal bis zum Petersdom.
Die Stadt zu Füßen, spürt man die ganze Wirkkraft Roms, dieses unwirklichen Ortes, der vor Jahrtausenden als bescheidene Hirtensiedlung an den Ufern des Tibers in die Geschichte eintrat. Rom, la città eterna, die Ewige Stadt, ist längst zum Mythos geworden. Welthauptstadt der Antike, Heimat allmächtiger Kaiser, in Schutt und Asche gelegt und tot geglaubt, wiederauferstanden als Zentrum der katholischen Christenheit – keine andere Stadt Europas hatte ein derart bewegtes Schicksal, hat sich mit solch unerschütterlicher Konsequenz immer wieder neu erfunden.

Verschwenderische Schönheit
Von Augustus bis Julius II., von Sangallo bis Bernini – alle wollten sie sich im Stadtbild einschreiben, wollten gerade hier ihre Spuren hinterlassen. Hierin liegt ein weiteres ­Alleinstellungsmerkmal Roms begründet – es gibt unendlich viel zu entdecken! Die Stadt kann es sich leisten, nahezu verschwenderisch mit ihren Kunstwerken umzugehen: Wo sonst kann man mehrere Hauptwerke Caravaggios kostenlos, quasi im Vorbeigehen besichtigen?

Von der Promenade am Pincio gelangt man in wenigen Minuten zur Galleria Borghese, die die vollkommensten Statuen des erwähnten Bernini beherbergt, oder man schreitet die Spanische Treppe hinunter: Über Schwingungen und Gegenschwingungen erreicht man die Via dei Condotti, Roms exklusivste Einkaufsstraße. Zeit für einen Espresso ist immer – optional im Traditionscafé Greco, stilsicher al banco, das heißt stehend an der Theke getrunken. Wenig später kündigt das Rauschen von Wasserfontänen den Trevi-Brunnen an, dieses Musterbeispiel spätbarocker Inszenierung. Anita Ekberg und Marcello Mastroianni kommen in den Sinn, die hier dem Dolce Vita frönten.

Genuss in Trastevere
An seiner Romantik hat Rom seither nichts verloren. Im Stadtteil Trastevere, auf der ­anderen Flussseite, kann man sich wunderbar in verwinkelten Gassen verlieren. Hier gibt es keine Normen: Das Kopfsteinpflaster schlägt Wellen, die Fassaden sind nicht auf Hochglanz poliert, sondern erzählen Geschichten, den Kletterpflanzen lässt man ihren Willen. Trastevere versprüht Charme, ebenso der bunte Marktplatz Campo de’ Fiori oder die pittoresk-labyrinthische Umgebung der Piazza Navona. Noch heute erinnert die Platzform an das Stadion des Domitian, das sich in der Antike an dieser Stelle befand. Früher wurde die Navona im Sommer geflutet, heute isst man unter Sonnenschirmen Eis oder trinkt Frascati.

Generell verstehen es die Römer, zu leben. Ohne Widerstand lassen sie sich von den Versuchungen der Trattorien anlocken. Wer in Rom speist, speist römisch: Artischocken, geschmort oder frittiert, deftige Supplì, Carbonara (die beste der Welt, Verbrechen mit Schlagobers sind ausgeschlossen!), Saltimbocca alla romana.

Spaziergang in der Geschichte
Ausreichend gestärkt tritt man den Kolossen des Altertums gegenüber: Der Engelsburg, dem früheren Mausoleum Kaiser Hadrians, der den nach ihm benannten Wall in England errichten ließ und in seiner Freizeit gerne bergsteigen ging. Dem Pantheon, das einen, gleich wie oft man es besucht, staunend zurücklässt. Dreiundvierzig Meter beträgt der Durchmesser der Kuppel, allein die Öffnung in der Decke misst neun Meter. So prominent präsentierte sich dieser heidnische Tempel, dass die Päpste späterer Jahrhunderte karrenweise Knochen von Märtyrern herbeischaffen ließen, um die antiken Götter aus dem Bauwerk zu vertreiben.
Auf dem Forum schnuppert man die Luft des Imperiums, spaziert zwischen Kapitol und Palatin über die Via Sacra, vorbei an Triumphbögen, Kurie und Vestalinnentempel. Lauscht man genau, hört man noch die ­galoppierenden Pferde im Circus Maximus und das Plätschern des Wassers in den himmelstrebenden Ruinen der Caracalla-Thermen.
Eben diese Ruinen waren es, aus denen das päpstliche Rom mit Prunk und Fanfaren emporging. 1506 wurde der Grundstein für den neuen Petersdom gelegt, ein megalomanisches Unterfangen, nicht weniger als die größte Kirche der Welt war im Entstehen. Baumeister kamen und gingen, verwarfen Pläne und schufen neue, bis San Pietro endlich seine heutige Gestalt erhielt. Den würdigen Schlusspunkt bildete der Petersplatz, dessen Kolonnaden die Gläubigen wie zwei riesige Arme umfassen. Die mannigfaltigen Schätze des Vatikans lassen sich am besten in den gleichnamigen Museen bewundern: Durch die Stanzen Raffaels gelangt man in die Sixtinische Kapelle, wo Michelangelo mit seinem epochalen Jüngsten Gericht die Malerei revolutionierte.
St. Peter ist in illustrer Gesellschaft. Zu den eindrucksvollsten der rund eintausend ­römischen Kirchen zählen Sankt Paul vor den Mauern und Santa Maria Maggiore, die mit ihrem kunstvollen Kosmaten-Fußboden und den frühchristlichen Mosaiken besonders atmosphärisch wirkt. Doch auch die kleineren Kirchen hüten ihre Geheimnisse, etwa San Clemente, unter der sich noch immer ein Mithras-Heiligtum verbirgt.

Fern des Zentrums setzt sich die Magie Roms fort. Die Straße aller Straßen, die Via Appia, führt an antiken Grabmälern und christlichen Katakomben vorbei nach Südosten aus der Stadt. Von den Zypressen am Straßenrand tönt das Lied der typischen grünen Sittiche. Abertausende Legionäre und Händler haben ihre Sandalen auf das Basaltpflaster der Appia gesetzt und abertausende Menschen werden es ihnen noch gleichtun, ­angezogen von dem einen, dem einzigen Ziel: Rom, der Ewigen Stadt.

 
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