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SäCHSISCH-BöHMISCHE SCHWEIZ - DRESDEN

VON MAG. JüRGEN FLICK

 
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Basteibruecke (C) Foto Julius Festung Koenigstein (C) stock.adobe „Boehmisches Paradies“ (C) stock.adobe  Dresden (C) Foto Julius Prebischtor (C) Tibor Scholz - stock.adobe.com
 

Sachsen und Böhmen hatten in ihrer Geschichte zahlreiche Berührungspunkte, die einem aufmerksamen Beobachter dieser Regionen auch heute nicht entgehen werden. Sie besitzen aber auch geologische Gemeinsamkeiten, die entlang der gesamten Grenze zu bewundern sind. Dies gilt sowohl für das größtenteils aus metamorphen Gesteinen aufgebaute Erzgebirge wie auch für das östlich davon liegende Sandstein­gebirge, das auf beiden Seiten der Grenze herausragend schöne Landschaften bietet.
 
Diese in Österreich oft noch wenig bekannten Sandsteinlandschaften mit ihren Felssäulen, tief eingeschnittenen Schluchten, faszinierenden Verwitterungsformen und Felsentoren sind seit dem 19. Jahrhundert Zentren des Tourismus, ihre Anziehungskraft für Einheimische wie Gäste bleibt ungebrochen.
 
Auf böhmischer Seite finden wir eine Reihe kleinerer Naturparks, die zumeist als sogenannte Felsenstädte berühmt sind. Eine der schönsten, jene von Hrubá Skála im ­„Böhmischen Paradies“, besuchen wir als Auftakt einer Reise, die in unseren Breiten eher unbekannte Naturwunder mit einer reichen, immer wieder erkundungswürdigen Kulturlandschaft verbindet. Wanderungen durch die Felsenstädte beeindrucken vor allem durch ihre unglaubliche Dichte an fantastischen Motiven: Man steigt durch schmale, manchmal moosüberwucherte senkrechte Schluchten in die Tiefe und begibt sich durch eine Wunderwelt aus hochaufragenden Sandsteinsäulen und -wänden, die mit jedem Schritt ihre Form und Wirkung zu ändern scheinen. In unserem ersten Übernachtungsort Liberec (Reichenberg) spazieren wir durch eine Stadt, die heute noch den großen Reichtum aus der Blütezeit der böhmischen Textilindustrie präsentiert.

Auf sächsischer Seite setzt sich die Kette an herrlichen Natureindrücken fort, in unserem Fall mit einer der schönsten und stimmungsvollsten Kombinationen aus Natur und Geschichte, die wir in Mitteleuropa finden können: Der Oybin, ein markanter Sandsteinh­ügel, von dem aus sich wunderbare Panoramen bieten, ist mit einer Burg­ruine und einer Klosterruine geschmückt, die beide auf Kaiser Karl IV. zurückgehen. Besonders das Kloster, ein feingliedriger gotischer Bau der Prager Dombauhütte in unglaublicher Lage, ist überwältigend. Kein Wunder also, dass auch die Romantiker und allen voran Caspar David Friedrich von diesem Ort angezogen wurden.
 
Unterhalb des Oybins kommt man bald in eine Stadt, die einst zu den reichsten in Mitteleuropa zählte, heute aber ein Schatten­dasein im Dreiländereck Deutschland-­Tschechien-Polen fristet: Zittau. Eine Stadt, die ihr kulturelles Erbe weitestgehend bewahrt hat und neben dem wunderschönen Hauptplatz auch mehrere bedeutende Kirchenbauten aufweist. Zwei davon ­besitzen einen für Deutschland einzigartigen Schatz, die berühmten Zittauer Fastentücher. In der Kreuzkirche, dem größten Einstützenraum Deutschlands, sehen wir in der größten Museumsvitrine der Welt das 56 m² große, 1472 geschaffene Große Zittauer Fastentuch, das drittgrößte Hungertuch überhaupt.
 
Durch Nordböhmen, wo wir bei den Basaltsäulen der Herrenhausenfelsen (Panská Skála) die vulkanische Vergangenheit der Region besonders schön sehen können, kommen wir ins Elbtal und zu unserem Übernachtungsort Bad Schandau, wo wir
4 Nächte bleiben. Von hier aus erreichen wir schnell eine Vielzahl großartiger Orte: Mit dem Schiff geht es nach Wehlen und von dort auf einer einfachen Wanderung auf die berühmte ­Bastei, deren Faszination auch durch den steten Besucherandrang nicht gemindert werden kann. Per Bus zu den etwas herausfordernden, aber umso schöneren Herkulessäulen, zur imposanten und fantastisch gelegenen Festung Königstein und in das immer sehenswerte Elbflorenz, nach Dresden. Die sächsische Hauptstadt kann ständig neu entdeckt werden, sind die Wiederaufbauarbeiten doch nach wie vor nicht beendet. Eben werden die großartigen Sgraffiti im großen Hof des Dresdner Stadtschlosses fertig, womit die Stadt einen weiteren Höhepunkt zurückerhält.
 
Was diese Reise aber als Kneissl-Reise auszeichnet und besonders interessant macht: Wir bleiben nicht nur an den bekannten, stärker touristisch geprägten Orten hängen, sondern bauen auch andere Perlen ein: Sei es das vom Krieg weitgehend verschonte Pirna, das nicht nur Canaletto begeistert hat und heute noch einen Eindruck davon geben kann, wie Dresden vor der Zerstörung ausgesehen hat, das Bergstädtchen Lauenstein mit seiner vom Pirnaer Meister Michael Schwenke und Lorenz Hornung einzigartig ausgestatteten Stadtkirche oder Schloss Pillnitz, dieser Gipfelpunkt der Chinoiserie mit seinem wunderschönen Park, den wir auf einer entspannten Bootsfahrt vom Dresdner Zentrum aus erreichen – die gesamte Region ist mit Schönheiten gespickt.
 
Auf der Heimfahrt folgt schließlich der letzte Höhepunkt: Unweit der Grenze, auf böhmischer Seite, wandern wir etwa 45 Minuten zum Prebischtor. Diese Wanderung führt stetig leicht bergauf, oft mit schönen Ausblicken, und erreicht zuletzt das größte Sandsteintor Europas. 26,5 m Spannbreite umfasst das Prebischtor, das man nach einer kurzen weiteren Steigung auch von oben bewundern kann, verbunden mit einer letzten herrlichen Aussicht auf diese großartige Region.

 
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